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  • Christian Riedel

Abzocke Altersvorsorge: Milliardenverluste für Anleger

Die Meldung machte Anfang Januar die Runde. Laut der „Berliner Zeitung“ verlieren Anleger in Deutschland in jedem Jahr rund 50 Milliarden Euro. Schuld sind schlechte Beratung und unzureichende Informationen.

„Machen Sie mehr aus Ihrem Geld.“ So lautet der Wahlspruch einer großen Bank, die die Kunden dazu animieren soll, ihr Geld bei dem Kreditinstitut anzulegen. Auch in Zeiten der Krise werben die Unternehmen mit großen Renditen. Und die Kunden, die ihr Geld gewinnbringend anlegen wollen, investieren fleißig. Doch allzu oft bleibt der erhoffte Gewinn aus und statt saftigen Renditen müssen die Anleger oft froh sein, wenn sie ihr investiertes Geld zurückbekommen.



Die Verluste für Anleger sind enorm. Schätzungen zu Folge gehen den Bürgern rund 50 Milliarden Euro pro Jahr durch die Lappen. Alleine bei der Altersvorsorge, also bei Kapitallebens- und privaten Rentenversicherungen verlieren die Anleger rund 16 Milliarden Euro jährlich. Die Gründe sind dabei eine schlechte Beratung durch das Finanzunternehmen sowie eine vorzeitige Kündigung der Verträge, wie die Zeitung unter Berufung auf ein Gutachten des Bamberger Finanzwissenschaftlers Andreas Oehler berichtet. Das Gutachten war von der Bundesfraktion der Grünen in Auftrag gegeben worden.


Retner mit leeren Taschen


Statt den Ruhestand genießen zu können, sitzen daher viele Deutsche beim Renteneintritt mit leeren Taschen da, weil sie von ihren Banken schlecht oder zumindest unzureichend beraten wurden. Auch der Finanzexperte Oehler führt den größten Teil des Verlusts auf irreführende oder unvollständige Verbraucherberatung bei Vertragsabschluss zurück. Auch die relativ sicheren Riester-Renten sind davon betroffen. Insgesamt schätzt der Wirtschaftswissenschaftler den Gesamtverlust durch mangelhafte Beratung durch Banken und Finanzdienstleister auf rund 50 Milliarden Euro.



Zugegeben ist es auch nicht einfach, auf dem Markt der Riester-Renten den Überblick zu behalten. Rund 5.000 Produkte konkurrieren um das Geld der Anleger. Das überfordert auch den größten Riester-Experten. Daher fordert auch Nicole Maisch, die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen, dass der Markt übersichtlicher werden muss. Schließlich soll das Geld der Steuerzahler ihre Altersvorsorge gewährleisten und nicht als Provisionen und Gebühren in die Taschen der Banken und Makler fließen.

 

Prüfen und vergleichen



Wenn schon Finanzexperten die Übersicht verlieren, ist es für den Laien ein Ding der Unmöglichkeit, das passende Produkt zu finden. Dabei möchte man keinem Versicherungsmakler Absicht bei der Vermittlung von schlechten Produkten unterstellen, um die Provision zu kassieren. Doch Unwissenheit ist keine Entschuldigung, um verschiedene Angebote nicht miteinander zu vergleichen. Wenn Sie Investitionen planen, holen Sie sich in jedem Fall mehrere Angebote ein, bevor Sie unterschreiben. Vergleichen Sie möglichst genau und wenn Sie nicht hundertprozentig überzeugt sind, schließen Sie diesen Vertrag nicht ab. Denn eine Altersvorsorge früh zu kündigen, erhöht den Verlust noch einmal deutlich.