Facebook-Fans als Ware thinkstockphotos.de
  • Christian Riedel

Facebook-Fans als Ware

In einer Zeit, in der das Marketing in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter immer wichtiger wird, gibt es immer mehr Firmen, die Fans im Tausenderpack anbieten. Schließlich sieht es besser aus, wenn man viele Fans und Follower hat. Doch diese Fans sind mit Vorsicht zu genießen.
Marketing ist immer schwierig, wenn man den Eindruck hat, dass es keinen interessiert. Daher ist es wichtig, den Erfolg einer Kampagne in Zahlen messen zu können. Betreibt man Marketing in sozialen Netzwerken wie Facebook ist der Erfolg anhand der Zahl der Fans einer Seite leicht zu ermitteln. Je mehr Fans eine Seite hat, desto größer ist der offensichtliche Erfolg. Das haben viele Firmen erkannt und bieten sozusagen garantierten Erfolg an. Und das in Form von neuen Facebook-Fans. Sogar bei Ebay gibt es schon Pakete mit tausend neuen Fans. Teilweise mit garantierten Likes und Kommentaren. Hier greifen die Leiter von Marketing-Kampagnen gerne zu, da sie ihren Kunden gegenüber einen großen Erfolg präsentieren können. Doch wie so oft bei gekauften Freunden kann dieser Schuss nach hinten losgehen.

Der Handel mit Followern und Fans boomt und ein Ende dieses Höhenflugs ist nicht abzusehen. So geht das Marktforschungsunternehmen Gartner davon aus, dass in zwei Jahren zwischen 10 und 15 Prozent der Bewertungen in sozialen Netzwerken gekauft sein werden. Facebook selber schätzt, dass rund 1,5 Prozent der Nutzer zu Marketingzwecken angelegt wurden. Bei rund einer Milliarde Nutzer sind das umgerechnet 15 Millionen gefälschte Profile. Experten gehen davon aus, dass dies nur der Beginn der sprichwörtlichen Fahnenstange sein wird. Schließlich ist es nur schwer nachzuweisen, ob die Facebook-Fans real oder gefälschte Nutzer mit einem so genannten „Fake-Account“ sind.

300 Fans für unter 30 Euro


Bei Ebay gibt es verschiedene Anbieter, die einem 100.000 neue Fans und mehr für die eigene Seite versprechen. 300 Facebook Freunde aus Deutschland gibt es bei einem Anbieter beispielsweise für 26 Euro. Diese Fans sind zu einer eigenen Währung geworden, die den Erfolg einer Seite verdeutlichen. Auch Journalisten schätzen eine große Anzahl Facebook-Fans, da diese die Qualität der Arbeit hervorheben. Die Überlegung ist einfach: je mehr Fans desto besser die Texte oder Fotos. Selber Marketing zu betreiben und Werbung zu schalten bis man einen großen Freundeskreis hat ist langwierig und teuer. Daher suchen viele Nutzer den einfachen und kurzen Weg und kaufen sich den Erfolg für ihre Kampagne einfach. Solange der Erfolg auch nur anhand der Zahlen ausgemacht wird, ist dies verführerisch. Problematisch wird es, wenn der Kunde einmal genauer nachschaut.

Momentan gibt es zum einen Bots, also Programme, die automatisiert ein „Gefällt mir“ klicken oder teilweise sogar automatisierte Kommentare posten. Beim genaueren Hinsehen fällt einem schnell auf, dass diese Kommentare nicht von Menschenhand geschrieben sind. Hier kann man leicht in Erklärungsnot kommen, wenn man diese Fans tatsächlich gekauft hat. Schwieriger wird das bei reellen Fans auf gefälschten Profilen, die für ein paar Cent auf gefällt mir klicken oder einen entsprechenden Kommentar hinterlassen. Diese semi-realen Fans sind zwar etwas teurer, aber die bessere „Währung“. Daher ist anzunehmen, dass sich der Trend weiter in diese Richtung entwickeln wird.

Gekaufte Polit-Freunde


Im Übrigen nutzen nicht nur kleine Unternehmen oder Neugründer diese Dienste. So twitterte der Berliner Rapper „Massiv“, dass er mehrere tausend Fans gekauft hat. Sogar der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney steht im Verdacht, sich Twitter-Fans gekauft zuhaben. Anders ist es kaum zu erklären, dass er, wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtet hat, an einem Tag fast 117.000 neue Follower bekam. Dies entspricht einer Steigerung von fast 17 Prozent. Schwer zu glauben, dass es sich hierbei ausschließlich um politik-interessierte Amerikaner handelt.

Nun darf man nicht mit dem ausgestreckten Finger auf jeden Zeigen, der sich über eine rasant ansteigende Fangemeinde freuen kann. Schließlich könnte so etwas auch eine Kampagne eines Konkurrenten sein, um den Gegner schlecht dastehen zu lassen, wenn heraus kommt, dass die Fans gekauft wurden. Wer die Fans letztendlich gekauft hat, ist schwer bis unmöglich nachzuweisen. Fakt ist, dass diese neue Währung den Nutzen von Facebook- oder Twitter-Kampagnen nachhaltig verfälscht.

Wohin sich dieser Trend entwickeln wird, wird die Zukunft zeigen. Allerdings sollte man mit gekauften Freunden vorsichtig sein. Wichtiger als die nackten Zahlen ist der Dialog mit den echten Fans. Und wenn man fürs eigene Unternehmen Fas kauft, lügt man sich sozusagen in die eigene Tasche. Daher wird man langfristig mit einer guten Kampagne und strategischem Marketing erfolgreicher sein als mit erfundenen Freunden.

Media