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  • Christian Riedel

Börsenlatein: Die Deflation

Bei Gesprächen über Börse und Finanzen stößt man immer wieder auf den Begriff der Deflation. Auf den ersten Blick klingt eine Deflation nach einem Gewinn für den Verbraucher. Denn im Gegensatz zur Inflation, also einer Geldentwertung, kosten die Waren bei einer Deflation weniger. Das Geld gewinnt so an Wert. Mit dem gleichen Geld könnte man also theoretisch viel mehr kaufen als vorher. Eine Deflation, also ein Rückgang des Preisniveaus, birgt aber viele Gefahren.

Was geschieht bei einer Deflation

Bei einer Deflation wächst die Menge der Dienstleistungen und hergestellten Produkte schneller als dass die Geldmenge zunimmt. Es kommt also zu einem Überangebot an Waren. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage verschiebt sich zu Gunsten des Angebots. Da die Anbieter aber zumindest einen kleinen Gewinn erwirtschaften wollen, senken sie die Preise, um zumindest einen Teil ihrer Angebote veräußern zu können.

Eine Deflation kann nun zum einen dazu führen, dass viele Verbraucher nicht konsumieren, da sie auf einen weiteren Preisverfall hoffen. Zum anderen haben die Anbieter Probleme, schwarze Zahlen zu schreiben, da sie auf einem Großteil ihrer Produkte sitzen bleiben. Bei einem Überangebot an Waren kommt es zudem vermehrt zu Insolvenzen, was sich längerfristig nachteilig auf die Konjunktur auswirkt. Da die Produzenten in Geldnot kommen, ist davon auszugehen, dass auch das Lohnniveau sinkt oder die Arbeitgeber auf Kurzarbeit und Entlassungen setzen.

Problematisch ist zudem, dass bei einer Deflation Schuldner Probleme bekommen. Wurden Sachgüter über einen Kredit finanziert und diese Güter verlieren durch die Deflation an Wert, kann der Zinssatz die Rendite übersteigen. Eine Insolvenz droht.

Deflation durch Konjunktur

Im Grunde genommen beginnt eine Deflation, sobald sich die Konjunktur abschwächt. Beginnt sich die Wirtschaft (zyklusbedingt) etwas abzuschwächen, bekommt der Verbraucher schnell Angst um sein Einkommen und seinen Arbeitsplatz. Dadurch reduziert sich oft das Konsumverhalten, da er sein Geld für die zu erwartenden schlechten Zeiten sparen möchte. Dadurch bekommen die Produzenten Absatzprobleme und reduzieren in Teilen die Preise. Aber auch die Produzenten werden vorsichtig, was ihr Ausgabeverhalten angeht und investieren nur noch das Nötigste. Durch dieses Spar-Verhalten wird Geld aus dem Kreislauf gezogen und dem Warenwert steht ein höherer Geldwert gegenüber.

Staatlicher Eingriff

Um einer Deflation entgegen zu wirken, kann der Staat ebenfalls Maßnahmen ergreifen. So kann er in großem Maße Produkte aufkaufen, um mehr Geld in den Umlauf zu bringen. Dies hat beispielsweise auch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gemacht, als sie im März 2009 5000 Tonnen Butter aufgekauft hat. Eine andere Möglichkeit ist, mehr Geld zu drucken und in Umlauf zu bringen. Dies birgt aber die Gefahr einer erneuten Inflation.