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  • Stefan Mayr

Facebook als Emotions-Manipulator

Der Social-Network-Betreiber Facebook vor einiger Zeit ein heimliches Experiment durchgeführt – und dabei die Emotionen seiner Nutzer manipuliert. Klar, dass die Netzgemeinde außer sich ist.

Immer wieder geistern Studien durchs Netz, die besagen: Wer zu viel online ist, wird unter Umständen depressiv. Auf Facebook trifft das ganz besonders zu, nur sind nicht immer die Posts der digitalen Freunde schuld. Wie gerade herauskam, hat Facebook ein Experiment gestartet und dafür die Gefühle mehrerer hunderttausend Nutzer im Januar 2012 eine Woche lang manipuliert, um zu ergründen, welche Emotionen sich in Netzwerken ausbreiten.


Facebooks Psycho-Experiment

Für das Experiment zog Facebook den News-Feed heran. Hier erscheinen bekanntlich Nachrichten von gelikten Seiten und Inhalte von Freunden. Für das Experiment manipulierte Facebook die angezeigten Inhalte und blendete für die eine Hälfte der Nutzer alle negativen Beiträge aus. Bei der anderen Hälfte wurden die positiven Nachrichten entfernt. Die Resonanz: Wer selbst mehr positive Nachrichten angezeigt kriegt, postet insgesamt auch positiver – und umgekehrt. Facebook ordnete die Emotionen der rund 690.000 unwissentlichen Probanden nach eigener Aussage mittels automatischer Wortanalyse-Software zu. Zu deren genauer Funktionsweise – und damit zur ihrer Zuverlässigkeit – wollte sich Facebook nicht äußern. Zu den Beweggründen allerdings schon, wenn auch etwas spät. Facebook sei der emotionale Einfluss des sozialen Netzwerks wichtig und die User lägen dem Unternehmen am Herzen, verteidigt Adam Kramer, einer der Initiatoren der Studie per Facebook-Post. Man habe niemandem auf den Schlips treten wollen. Es gehe einzig und allein darum, den Service zu verbessern, indem man die Auswirkungen von positiven und negativen Inhalten auf den Nutzer überprüfe. Allerdings räumt er auch ein, Facebook habe seine Motive nicht deutlich genug vermittelt.


Mehr Kaufkraft durch Manipulation?

Dass es sich bei Facebooks Emotions-Studie tatsächlich um reine Nächstenliebe gehandelt hat, ist natürlich unwahrscheinlich. Entsprechend werden nicht nur Stimmen von Otto-Normal-Facebook-Nutzern laut, sondern auch Experten machen ihrem Unmut Luft. Gregory McNeal vom Forbes Magazin zum Beispiel. Der glaubt nämlich weniger an Samariter-artige Züge bei Facebook, sondern viel mehr an eine gezielte Gefühlsmanipulation, um die richtige Emotion für Marketing-Kampagnen zu schaffen.