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  • Christian Riedel

Präsentismus: Trotz Krankheit zur Arbeit

Es zeugt zwar von großem Einsatz, wenn man trotz Grippe oder Erkältung am Arbeitsplatz erscheint. Doch damit tut man weder sich noch seinen Kollegen einen Gefallen.

Sich krank zu melden, ist immer ungünstig und wirft im Wiederholungsfall kein gutes Licht auf den Fleiß des Arbeitnehmers. Eine kleine Erkältung oder ein leichter Schnupfen sollte auch niemanden davon abhalten, am Arbeitsplatz zu erscheinen. Tatsächlich tendieren aber sehr viele Berufstätige dazu, auch mit ernsteren Krankheiten zur Arbeit zu gehen, wie der aktuelle Gesundheitsmonitor der Bertelsmann-Stiftung belegt.

Die Neigung, trotz Krankheit am Arbeitsplatz zu erscheinen, wird auch Präsentismus (Präsenz=Gegenwart, Anwesenheit) bezeichnet. Laut Bertelsmann-Stiftung sind rund 42 Prozent der in der Studie befragten Angestellten und Selbständigen davon betroffen. Sie gaben an, im letzten Jahr trotz Krankheit mindestens zweimal zur Arbeit gegangen zu sein. Sei es aus Gewohnheit, aus falschem Pflichtbewusstsein, aus Angst, beim Vorgesetzten in ein schlechtes Licht zu rücken oder einfach, um bei der Arbeit nicht in Rückstand zu geraten.

Doch sinnvoll ist es nicht, krank zur Arbeit zu gehen. Dafür gibt es drei Hauptgründe. Zum einen leidet die Arbeit unter der Erkrankung. Man ist oft unkonzentriert und entsprechend steigt die Fehlerquote. Zum zweiten besteht die Gefahr, die Kollegen anzustecken. Zum Dritten verschleppt man die Erkrankung. So dauert es oft deutlich länger, bis man wieder vollends gesund ist.

Statt die Krankheit mit ins Büro zu schleppen, ist es besser, diese zu Hause in Ruhe auszukurieren. Ob das gelingt, hängt oft vom Chef und den Kollegen ab. Wer sich in seinem Arbeitsumfeld wohl fühlt, geht mit Krankheiten verantwortungsvoller um, da man subjektiv den Leistungsdruck weniger wahrnimmt. Dadurch wird man auch schneller gesund und ist früher wieder einsatzbereit. Dadurch sinken letztendlich die Kosten für den Arbeitsausfall.

Das mag ein Grund sein, warum Selbständige mehr auf ihren Körper hören und es sich eher leisten, auch einmal krank zu sein, auch wenn sie dadurch finanzielle Einbußen hinnehmen müssen. Entsprechend sehen auch die Zahlen der Bertelsmann-Umfrage aus. Fast drei Viertel der Angestellten (74 Prozent) gaben zu, mindestens einmal in ihrer Karriere krank zur Arbeit gegangen zu sein. Dadurch war der Anteil deutlich höher als der der Selbstständigen (52 Prozent).